Ein Impfstoff gegen die Afrikanische Schweinepest (ASP) ist nicht in Sicht. Mindestens neun Jahre wird es noch dauern, bevor ein in der Breite einsetzbares Serum zur Verfügung stehen wird. Vor diesem Hintergrund tauschten sich Experten über den Status quo und zu erwartende Entwicklungen bei der Afrikanischen Schweinepest aus.
ASP-Fachtagung der R+V Versicherung
Am 06. Juni diskutierten in Wiesbaden rund 180 Spezialisten aus dem In- und Ausland und Landwirte zum Thema Afrikanische Schweinepest. Eingeladen hatte das KompetenzCenter AgrarPartner der R+V Versicherung, das mit der regelmäßig stattfindenden Fachtagung eine Austausch-Plattform für Experten bietet.
Zum Einstieg informierte Prof. Dr. Hans Joachim Bätza, ehemals Referatsleiter Tiergesundheit im Bundesministeriums für Ernährung und Landwirtschaft, über die aktuelle Rechtslage in der Tierseuchenbekämpfung. Er berichtete über die Neufassung der Schweinepest-Verordnung, wonach bei der Feststellung von ASP im Wildschweinebestand rund um die Fund- oder Abschussstelle Gefährdungsgebiete eingerichtet werden. Unmittelbare Auswirkung für die Landwirtschaft: Die Nutzung der land- oder forstwirtschaftlichen Flächen kann eingeschränkt oder verboten werden.
Wildschweine spielen große Rolle bei der Verbreitung
Bei der Bekämpfung der ASP kommt Jägern durch bestandsregulierende Eingriffe in die Wildschweinepopulation große Bedeutung zu. Wildschweine zeichnen sich nicht nur durch eine hohe Reproduktionsrate aus – es sind zudem sehr lernfähige Tiere, die äußerst anpassungsfähig und variabel in ihrer Lebensraumnutzung sind. Trotz ihrer relativen Standorttreue sind sie deshalb schwer zu bejagen. Damit die Bejagung als Teil der Bekämpfungsstrategie erfolgreich sein kann, müssen die Möglichkeiten und die Motivation der Jäger berücksichtigt werden, erklärte Dr. Oliver Keuling von der Tierärztlichen Hochschule in Hannover.
Mit der Fragestellung, welche Rolle Schwarzwildkadaver bei der Verbreitung der ASP spielen, übernahm Dr. Caroline Probst den morbiden Part der Tagung – unmittelbar vor der Mittagspause. Ihre Forschungsgruppe im Friedrich-Löffler-Institut hat herausgefunden, dass – in Abhängigkeit von äußeren Faktoren wie Kadavergröße, Zustand, Temperatur etc. – die Zersetzung eines toten Wildschweines bis zu mehrere Monate dauern kann. Während sich Artgenossen durch Wühlen im Boden unter dem Kadaver noch nach Monaten infizieren können, spielen Aasfresser (wie Fuchs und Bussard) bei der Verbreitung keine Rolle. Im Gegenteil: Sie beschleunigen die Zersetzung von Kadavern.
Erfolgreiche ASP-Bekämpfung in Tschechien
Spannend wurde es, als Dr. Marek Soph von der tschechischen Veterinärverwaltung von Erfahrungen der geglückten ASP-Bekämpfung in seinem Heimatland berichtete. Erfolgsfaktoren waren die strikte Überwachung des Seuchengebietes, das Fernhalten der Bevölkerung vom Hotspot, die systematische Beseitigung von aufgefundenen Kadavern und erlegten Tieren, der Einsatz professioneller Jäger, ihre finanzielle Kompensation sowie der Verzicht auf das Abernten der Feldfrüchte. Marek Soph betonte aber auch, dass die Bekämpfung durch mehrere Faktoren begünstigt wurde: Es handelte sich um kleinflächiges Seuchengeschehen in einer abgelegenen Region ohne Kontakte zu betroffenen Nachbarländern. Und das Wichtigste: Alle Beteiligten arbeiteten konstruktiv zusammen!
Die ökonomischen Folgen der ASP sind gravierend und strahlen über nationale Grenzen auf den Weltmarkt aus. Dr. Albert Hortmann-Scholten, Landwirtschaftskammer Niedersachsen, berichtete, dass China flächendeckend betroffen ist und mit einem Einbruch der Schweineerzeugung um rund ein Drittel zu rechnen ist. Damit steigt der Importbedarf im Reich der Mitte erheblich. Da in einigen Schwellenländern die Nachfrage nach Schweinefleisch ebenfalls zunimmt, verknappen sich die Mengen und die Weltmarktpreise steigen. Das ist derzeit erfreulich für die deutschen Schweinehalter, zeigt aber auch gleichzeitig die finanziellen Risiken der Seuche auf.
Fazit der Veranstaltung
Die Schwarzwildpopulation unterliegt vielen, schwer zu beeinflussenden Faktoren, so dass eine Eindämmung schwierig sein wird. In Nutztierbeständen scheint dies bei Einhaltung aller Sicherheitsmaßnahmen vorstellbar zu sein.
Die Einhaltung der Biosicherheit, eine zielgerichtete Bejagung, die Anbringung von Informationen zur richtigen Entsorgung von Speiseresten an allen Verkehrswegen und das dauerhafte Hochhalten der Aufmerksamkeit (Awareness) sind notwendige Maßnahmen, die einen Seuchenausbruch zu verhindern helfen. Carolina Probst vermutet sogar, dass damit der eine oder andere ASP-Fall bereits vermieden wurde.
Informationen zum Schutz gegen die Afrikanische Schweinepest finden Sie auf www.ruv.de.